Interview mit dem Künstler Adultremix

Adultremix kreiert mit seiner Kunst eine ganz eigene Welt: Eine neu collagierte Welt(ordnung) aus popkulturellen Symbolen, Bildern und Zeichen unserer Zeit, die visuell ästhetisch fasziniert und gleichzeitig ein inhaltliches Spiegelbild unserer Gesellschaft ist, das zum Nachdenken anregt, erschreckt oder gar beängstigt. Wir haben den Kölner Künstler zum Interview getroffen.


Urbanshit Gallery: Wie bist bist Du zur Kunst gekommen, die Du unter dem Namen Adultremix machst? 

Adultremix: Ein Schlüsselmoment war bestimmt mein Opa, der früher im Keller sein Atelier hatte und sehr düstere Ölgemälde von zusammengeschlagenen Barbesuchern malte. Er war Freigeist und der erste Rebell den ich bewunderte. Ihm war es immer wichtig sich nicht anzupassen. Kontrovers zu sein. Also ein Vorbild.

Wie kam es zu dem eingängigen Namen Adultremix, der ja ganz offensichtlich die beiden Namensbestandteile „Remix“ und „Adult“ (Erwachsener) beinhaltet? 

Da ich seit langer Zeit schon Cover für die Musikbranche gestalte und Ende der 90er bis Mitte 2000 alles nur noch ein Remix von nem Remix war, kam mir damals der Gedanke, immer eine Version des Artworks mit Pornomotiven zu remixen, die ich dann an die Musiker oder A&R´s der Plattenfirmen geschickt habe. Die Cover waren natürlich FSK18 und konnten nicht veröffentlicht werden. Sie haben aber meistens so gut gefallen, das die Bilder ausgedruckt wurden und so einen Platz an den Wänden in Studios oder Büros gefunden haben. Da war es ganz klar, dem ganzen den Namen Adultremix zu geben, der bis heute sehr gut zu dem passt was ich mache.

Deine Kunstwerke sind Collagen, als pointierte Neuzusammensetzung von uns allen bekannten popkulturellen Bildern, Symbolen und Icons. Wie entstehen die Ideen zu den Motiven? 

Meine Ideen poppen einfach so auf. Sei es, wenn ich nachts unterwegs bin, ein gutes Gespräch mit meinem Babe oder Freunden habe, oder ganz einfach die Nachrichten sehe. Das geht meistens ganz schnell und schon ist die Verknüpfung da. Es gibt so unendlich viele Themen die mich beschäftigen und die ich visualisieren muss. Wer bin ich denn, wenn ich nicht kritisiere? Oft böse, aber meistens mit einem Augenzwinkern. 

Deine Kunstwerke sollen nicht einfach nur ästhetisch als schöne Bilder funktionieren, sondern ganz offensichtlich auch Botschaften vermitteln. Was sind das für Botschaften, die Du dem Betrachter mit auf den Weg gibst? 

Wir leben heute in einer Zeit, in der alles infrage gestellt wird. Deswegen gehört die Welt denjenigen, die Geschichten erzählen wollen. Man muss in der Popkultur immer wieder neu versuchen, sein Gefühl für hell und dunkel zu bewahren. Oder anders ausgedrückt: die beiden stärksten menschlichen Gefühle sind Hoffnung und Angst. Das möchte ich vermitteln. No saints without sinners.

Adultremix “Me And The Gang” (2020) | Adultremix “Drop The Bomb” (2019)

Sind Deine Kunstwerke gewissermaßen das Spiegelbild einer aktuellen Gesellschaft, in der ein Tutu-tragender Amazon-Bote tanzend Bomben im Schutzanzug ausliefert? Oder in der ein leuchtendes Mc Donalds „M“ neben hungernden Kindern parallel und direkt nebeneinander existieren? Um mal zwei Deiner Bilder rein bildlich zu zitieren …

Kunst ist per Definition kritisch. Eine erschrockene und verängstigte Seele in Bedrängnis muss sich irgendwie ausdrücken. Schweigen ist niemals die Lösung, wenn in deinem Inneren so viel los ist. Die Gesellschaft erwartet von uns, dass wir schweigen. Doch Schweigen ist gefährlich, wenn in deinem Inneren so viel los ist und du es keinem mitteilen kannst. Deswegen kritisiere ich lieber die Gesellschaft auf subtile Art und stelle Fragen in meinen Bildern.

Du hast über die Jahre die einzigartige künstlerische Technik des „Laser Toner Hackings“ entwickelt, die Du wiederum mit Stencils und anderen Techniken in deinen Werken mischst. Verrätst Du genaueres zu Deiner Technik?

Mein Ziel war es, immer etwas ganz eigenständiges zu entwickeln. Sowas wie ein Trademark. Der Gedanke kam mir, als mein Laserwriter wieder einmal einen Papierstau hatte und ich das Papier umständlich aus dem Drucker gefummelt habe. Dabei ist mir aufgefallen, dass der Toner nicht ins Papier gebrannt wurde. Da dachte ich mir: Cool, das ist es. Versuch das für dich selbst steuerbar zu machen. Versuch den Toner als Farbe zu nutzen. Das es ein paar Jahre und unzählige Drucker brauchte, um an das für mich gewünschte Ergebnis zu kommen, hätte ich niemals gedacht. Es hat mich aber auch angespornt. Ich will nur soviel verraten, das Motiv ergibt sich im Ganzen durch Montage kleiner Pergamentpapierstücke, die aus dem gehackten Laserwriter heraus genommen werden und aneinander gefügt werden. Über Lösungsmittel wird der Stencil (der als Grundlage dient) klebrig gemacht um so den Laserwriter-Toner, der sich auf dem Pergamentpapier befindet, zu übertragen. Also jedes Bild ist pure Handarbeit und immer anders. 

Wer Dir auf Instagram folgt, der weiß, wie sehr Du auf der Straße künstlerisch aktiv bist. Welche Rolle spielt der öffentliche Raum für Dich als Künstler und Deine Kunst?

Die Straße ist sehr wichtig für meine Arbeiten und schärft die Sinne. Da bekommt jedes Motiv noch mal eine andere Verknüpfung. Ich mag den Thrill meinen Stuff zusammenzupacken und durch die Nacht zu ziehen. 

Du kommst aus Köln, Deine Bilder sind mittlerweile aber in der ganzen Welt zu finden. Hast Du immer eine Auswahl an Kunstwerken dabei, die Du an den besuchten Orten in Form von Street Art hinterlässt? 

Natürlich nehme ich immer etwas mit, um vorbereitet zu sein. Jedes Land ist anders und es gibt noch viele Orte die besucht werden müssen. Oft ist es aber auch so, dass man ein Netzwerk von befreundeten Künstlern hat, die fragen, ob sie etwas mitnehmen sollen. Das schafft natürlich ganz andere Möglichkeiten. Auf diesem Weg noch mal danke an die Künstlerin Bona_Berlin.

Wie sind die Reaktionen von den Leuten auf der Straße, wenn sie Deine Kunst sehen?

Das ist wirklich sehr unterschiedlich. Oft sehe ich Menschen, die vor einem Bild von mir stehen bleiben und anfangen sich darüber zu unterhalten und sich damit auseinanderzusetzen. Dann weiß ich, dass ich mein Ziel erreicht habe. Andere schütteln einfach nur den Kopf und fühlen sich angegriffen. Denen ist dann auch nicht zu helfen.

Alle Werke von Adultremix

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