Interview mit Philip Wallisfurth

In der Kunst des deutschen Künstlers Künstler Philip Wallisfurth verschwimmen die Grenzen zwischen Urban und Contemporary Art zu einer perfekten Melange aus Farben, Formen und handwerklicher Perfektion.

Wir haben den Künstler zum Interview getroffen und über seine Kunst, den Entstehungsprozess und darüber gesprochen, warum der urbane Raum und Positivität die größte Inspiration und Motivation für seine Kunst ist.

Hallo nach Hong Kong! Was machst du 8.738 km weit weg von deiner Heimatstadt Berlin?

Hallo liebe Galerie, es ist großartig, mit euch sprechen zu dürfen! Diese Reise ist für mich eine Mischung aus persönlicher Weiterentwicklung und kreativer Herausforderung. Ich bin seit November in Asien unterwegs, um neue Eindrücke zu sammeln und meine Kunst in andere Kulturen zu bringen. Zwar wurde eine geplante Ausstellung in Thailand kurzfristig abgesagt, aber ich habe es geschafft, mit dem Goethe-Institut einen Flur im Hongkong Art Center zu gestalten – ein unglaubliches Erlebnis! Australien und Neuseeland standen ebenfalls auf meinem Radar, aber die Umsetzung war letztlich finanziell zu ambitioniert. Dennoch ist diese Reise eine wertvolle Investition in mich selbst und meine Arbeit, die sicherlich auch für Sammler spannend ist, die sich für internationale Perspektiven interessieren.



Erzähl uns ein wenig über dich als Person und Künstler. Wie bist du zur Kunst gekommen? Oder hat die Kunst dich gefunden?

Kunst hat mich immer schon fasziniert – sie war mein Fluchtort und zugleich meine Stimme. Als Teenager begann ich mit Graffiti, damals noch unbeholfen, aber voller Begeisterung. Als ich für diese Versuche eine Strafe bekam, suchte ich neue Wege, mich im öffentlichen Raum auszudrücken, und begann, Sticker zu gestalten. So entstand mein Alter Ego „Senor Schnu“, unter dem ich Positivität und Farbe in den urbanen Raum bringen wollte. Doch mein Leben war nicht nur von Kreativität geprägt. Der frühe Verlust meiner Eltern und meines Bruders hat mich tief geprägt und letztlich den Weg vorgegeben: Ich musste einen positiven Anker in meinem Leben finden – und dieser Anker war die Kunst. Heute arbeite ich als Philip Wallisfurth an abstrakteren Werken, die immer einen Teil meines Lebens und meiner Geschichte erzählen. Kunst ist mein Lebenselixier und meine Art, die Welt zu verarbeiten.



Gibt es Themen, die dein kreatives Schaffen besonders inspirieren?

Meine Kunst speist sich aus tiefen, existenziellen Erfahrungen. Der Verlust meiner Familie hat mich früh mit der Fragilität des Lebens konfrontiert. Mit 14 habe ich meinen Bruder und Großvater beerdigt, und noch bevor ich 20 wurde, folgten meine Eltern. Solche Einschnitte zwingen dich, dein Leben zu hinterfragen. Für mich wurde klar: Ich wollte etwas schaffen, das über den Moment hinausgeht.
Diese Erfahrungen fließen nicht direkt, aber subtil in meine Werke ein. Ich möchte das Leben feiern – durch Farben, Formen und Kompositionen, die etwas Positives ausstrahlen, auch wenn sie eine tiefere, melancholische Schicht haben. Kunst ist für mich ein Ventil, aber auch eine Brücke zu den Menschen.

Möchtest du mit deiner Kunst etwas Bestimmtes vermitteln? Oder überlässt du die Interpretation lieber den Betrachtenden?

Beides. Meine Werke sind ein Dialog – sie erzählen meine Geschichte, aber ich möchte auch den Betrachtenden Raum für eigene Interpretationen geben. Besonders wichtig ist mir die positive Wirkung meiner Arbeiten. Sie sollen Leichtigkeit und zeitlose Schönheit ausstrahlen, ohne oberflächlich zu sein. Farben und Formen wähle ich mit Bedacht, um eine emotionale Tiefe zu erzeugen. Es macht mir große Freude, wenn Menschen mit meinen Arbeiten interagieren und ihre eigenen Perspektiven einbringen. Gleichzeitig teile ich gerne meine Gedanken und Gefühle, die den kreativen Prozess beeinflusst haben. So entsteht ein Austausch, der über das reine Betrachten hinausgeht.


Wie läuft der Entstehungsprozess deiner Werke ab?

Mein Schaffensprozess ist organisch und von Intuition geprägt. Ich beginne selten mit einem festen Plan – die Leinwand entwickelt sich mit meinen Gefühlen. Oft entstehen Schichten über Schichten, manche Bilder male ich komplett über, um etwas Neues zu schaffen.
Ich arbeite mit einer Vielzahl an Materialien: Sprühdosen, Acryl, Tinte und chemischen Reaktionen – kombiniert mit Techniken aus der Street Art, wie Schablonen oder Collagen. Der Fokus liegt immer auf Qualität: langlebige Materialien, perfekte Leinwände, stabile Rahmen. Diese Präzision ist wichtig, gerade für Sammler, die in Kunst investieren, die Bestand hat. Es geht nicht nur darum, ein Werk zu schaffen, sondern ein Erlebnis – für mich und für den Betrachter.

Deine Kunst findet man in der Stadt und in der Galerie. Wo arbeitest du lieber?

Beides hat seinen Reiz, und ich genieße die unterschiedlichen Herausforderungen. Im öffentlichen Raum ist es die Interaktion mit Architektur und Passanten, die mich begeistert. Es entsteht ein Dialog zwischen Kunst und Umgebung, der einzigartig ist. Doch auch die Arbeit in einer Galerie hat eine besondere Magie – hier kommen Sammler und Betrachter gezielt, um sich mit der Kunst auseinanderzusetzen.
Mein großer Traum ist es, mehr großformatige anamorphe Werke im öffentlichen Raum zu schaffen. Diese Arbeiten sind logistisch aufwändig, aber sie verändern den Raum und schaffen bleibende Eindrücke.


Du beziehst Architektur und Raum oft in deine Werke ein. Was fasziniert dich daran?

Ich liebe es, wie Architektur und Raum ein Werk transformieren können – und umgekehrt. Die Art und Weise, wie Betrachter ein Werk aus verschiedenen Perspektiven entdecken, ist immer wieder spannend. Es geht mir darum, Kunst lebendig zu machen, sie aus ihrer Statik zu lösen.
Zudem sehe ich es als Herausforderung, Kunst zu schaffen, die Maschinen oder künstliche Intelligenz nicht reproduzieren können. Diese menschliche, intuitive Verbindung von Raum und Werk – das ist etwas, was nur der Künstler schaffen kann. Es ist eine Art Widerstand gegen die Uniformität, die heute überall zu spüren ist.


Hast du von Anfang an im heutigen Stil gemalt, oder hat sich deine Kunst über die Jahre entwickelt?

Mein künstlerischer Weg war eine Evolution. Unter „Senor Schnu“ habe ich mit starken Farben, Comics und Street-Art-Elementen gearbeitet. Diese Werke waren geprägt von einem jugendlichen, positiven Spirit. Mit der Zeit wurde meine Kunst abstrakter und vielschichtiger. Heute habe ich zwei Künstleregos: „Senor Schnu“ steht für Leichtigkeit und Lebensfreude, während ich als Philip Wallisfurth eine tiefere, reifere künstlerische Sprache gefunden habe. Diese beiden Seiten ergänzen sich und spiegeln meine Entwicklung wider – als Mensch und als Künstler.


In deinen Werken findet sich oft ein gerader Strich. Was bedeutet dieses Element?

Der Strich ist ein wiederkehrendes Element, fast wie eine Signatur. Er ist nie willkürlich, sondern präzise ausgemessen, um Ruhe oder Balance in die Komposition zu bringen. Für mich symbolisiert er den roten Faden – einen Anker in der Abstraktion. Manchmal ist er ein Hoffnungsschimmer, manchmal ein Eye-Catcher, der den Blick leitet. Es ist faszinierend, wie dieses simple Element so viel Gewicht haben kann. Er ist wie ein emotionaler Puls, der das Werk mit mir und den Betrachtern verbindet.

Das Jahr 2025 hat gerade begonnen. Gibt es schon Projekte oder Pläne, die du mit uns teilen möchtest?

2025 ist für mich ein Jahr der Transformation. Meine Reise hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, organisatorische Hindernisse abzubauen, um mehr Zeit für die Kunst zu haben. Der Fokus liegt darauf, größere und anspruchsvollere Projekte umzusetzen – Kunst, die Raum und Betrachter noch stärker einbindet. Einige Festivalbewerbungen und Konzepte sind in Arbeit, aber ich halte mich bedeckt, bis alles spruchreif ist. Was ich sagen kann: Dieses Jahr steht ganz im Zeichen von Wachstum – als Künstler und als Mensch. Ich habe große Pläne, und ich freue mich darauf, sie Stück für Stück zu verwirklichen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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