Street Artist Strassenmaid

Interview mit der Streetart-Künstlerin Strassenmaid

Die Künstlerin Strassenmaid ist seit 2016 aktiv auf der Strasse unterwegs und hinterlässt ihre motivierenden Botschaften überall im öffentlichen Raum. Wir haben die in Düsseldorf lebende Künstlerin zum Interview gebeten und mit ihr über ihren künstlerischen Werdegang, ihre Kunst und die Geschichte hinter ihrem Namen gesprochen.

Urbanshit Gallery: Seit wann bist Du schon als Streetart-Künstlerin auf der Straße aktiv?

Lass mich überlegen. Ich bin seit meinem 15 Lebensjahr immer wieder mit Street Art und Graffiti in Berührung gekommen. Mit Strassenmaid bin ich nun seit 2016 mit Stencils und Paste-ups unterwegs.


Hast Du die Kunst gefunden oder die Kunst Dich?

Vielleicht sogar beides? Ein bisschen Klischee, aber ich habe, wahrscheinlich wie die meisten, in dem Bereich schon immer gezeichnet. Ich habe darin einen Ausgleich gefunden, stets Gefühle verarbeitet und manchmal war es vielleicht sogar eine Flucht. Ich habe mich schon in vielen künstlerischen Bereichen ausprobiert und auch wenn es mal Pausen gab, komme ich stets in irgendeiner Form zur Kunst zurück.

Ich habe Modedesign studiert und bin danach eine ganze Weile in dem Beruf der Designerin stecken geblieben. Das war gut und ich möchte nichts davon missen, aber ich habe eins nicht mehr aus Leidenschaft und zum Ausgleich getan – gezeichnet. Obwohl ich es nicht direkt merkte, fehlte ein ganz besonders wichtiger Teil in meinem Leben.

Was hast Du getan, um Deine Leidenschaft fürs Zeichen zurückzugewinnen?

Um das zu ändern, fing ich wieder an zusätzlich als Illustratorin zu arbeiten und kam schnell mit den ersten Galerien zusammen. Da diese mich jedoch in eine für mich völlig falsche Richtung gedrängt haben, war Strassenmaid sozusagen eine Protestform. Ich konnte damit völlig unabhängig meine „Kunst“ den Menschen zeigen, ohne vorherige Wertung. Das war absolut befreiend.

Erzähl uns etwas mehr zu der Geschichte die hinter deinem Künstlernamen Strassenmaid steckt.

In einer Welt der Strassenkunst wo es oft ‚Kings and Queens‘ gibt, wollte ich eine kleine Maid erschaffen. Jeder kennt den altmodischen Ausdruck eine „holde Maid“ – ein altes Wort. Es kam innerhalb einer Stunde zu mir und hat sich so richtig angefühlt. Ich habe oft das leicht theatralische Gefühl, dass uns in der heutigen und digitalen Welt, alte Werte wie Freundschaft, Liebe und Freundlichkeit schnell mal verloren gehen, sich aber jeder irgendwie danach sehnt. Tatsächlich braucht es nicht immer einen König oder eine Königin – manchmal reicht eine kleine Maid.

Was macht einen perfekten Ort für deine Werke in der Stadt aus? Wie wichtig ist das Zusammenspiel von Umgebung und Motiv für Dich?

Ich wünschte manchmal, ich würde das noch mehr mit einbeziehen oder durchdenken – aber das ist das Tolle bei Streetart, ich kann mich dabei sehr intuitiv und spielerisch ausprobieren. Ein lieber Spruch fragt manchmal nicht nach dem perfekten Ort, er wird hoffentlich auch so verstanden. Allerdings ist es natürlich auch manchmal der Fall, dass es spontan zu Ideen kommt, die die Aussagen noch mehr bekräftigten.

Du hast in Düsseldorf ein eigenes Tattoo-Studio. Dort tätowierst Du Deine Motive für immer unter die Haut. Das steht ganz im Gegensatz zur Streetart, die Du machst. Diese ist vergänglich und oftmals nur für kurze Zeit sichtbar. Ein Gegensatz oder ein Ausgleich, der Dich gerade deshalb reizt?

Das ist eine sehr gute Frage und tatsächlich muss ich gestehen, dass Ich mir diese Gedanken schon gemacht habe, aber den Gegensatz nie bewusst wahrgenommen habe.
Es ist absolut ein Ausgleich und hat so viel Reizvolles zu bieten, jedoch liegt da vielleicht auch manchmal die Schwierigkeit für mich. Ich bin mir beim Tätowieren jederzeit bewusst, dass ich die Ehre habe jemanden etwas ganz Besonderes für die Ewigkeit unter die Haut bringen zu dürfen. Da ist immer eine Ernsthaftigkeit mit dabei welche ich in der Street Art nicht unbedingt habe.

Das Befreiende bei der Streetart ist, dass ich da loslassen kann. Die Straße entscheidet am Schluss, was sie mit meinem Paste-up macht. Wenn es jemandem nicht gefällt geht er einfach weiter und das ist überhaupt nicht schlimm. Hierbei habe ich eine Leichtigkeit, wie sonst kaum. Diese beiden Kunstformen seit einiger Zeit parallel auszuüben verändert garantiert auch Strassenmaid. Aber so bleibt es ja immer auch spannend und das garantiert sogar. Denn wie immer … die Mischung macht’s.

Die Aussagen in deinen Werken sind oft starke Appelle und machen Mut mit positiven Äußerungen und Ermunterungen. Wie wichtig ist die Botschaft für Dich in Deinen Werken?

Sehr sogar, und zu Beginn gebe ich mir selbst meist den Appell. Denn wer kennt es nicht, für andere hat man immer gute Ratschläge, aber bei sich selbst muss man eben auch mal anfangen. Ich muss mich da stets an die eigene Nase packen und mache es oft auch für mich selbst.
Wie erwähnt, ist Strassenmaid aus dem Impuls entstanden dem Pessimismus unserer Zeit etwas entgegen zu setzen. Ich denke das es manchmal um Kleinigkeiten geht, die Großes bewegen können. Wie beispielsweise ein Lächeln, ein nettes Wort oder eine Geste.

Ich möchte versuchen explizit positiv, motivierend und aufmunternd zu arbeiten. Manchmal merke ich selbst, dass ich leicht melancholisch werde und das ist dann genau so ok. Jeder Mensch hat all diese Gefühle und alle haben ihre Berechtigung. Ich möchte privat und in der Kunst immer wieder versuchen das Gute zu sehen. Ich möchte es meist auf das Essentielle runterbrechen und da sind wir bei Liebe, Freundschaft, Mitgefühl und die damit verbundene Eigenverantwortung.

Woher beziehst du Inspiration für deine Motive?

Eigentlich ist es sehr simpel. Alles was ich sehe oder selbst lese inspiriert mich. Es muss mich bewegen, Ich muss selbst ein Gefühl dazu haben. Wenn Ich etwas lese und mich eine Aussage tief bewegt, dann möchte ich diese oft in die Welt hinausschreien. Manchmal bin ich gerade selbst in einer Lage und brauche die Aufmunterung und wenn es ein Spruch geschafft hat mich zu verändern, dann verarbeite ich ihn weiter. Oft gefiltert durch meine Gefühlswelt.


Was möchtest Du mit deiner Kunst in den Menschen bewegen?

Ich würde gerne Gefühle auslösen, ohne zu urteilen. Ich möchte nicht mit dem Zeigefinger urteilen, sondern eher einen kleinen Pieks im Herz auslösen. Aufmuntern, bestärken und vielleicht auch mal eine Frage stellen. Ich verändere mit meinen Motiven und Sprüchen garantiert nicht die Welt, aber wenn sie jemanden zum Lächeln bringen, oder mit einem Gefühl abholen, dann ist mir das für den Moment genug.

Vielen Dank für das Interview!

Ich danke Euch!



Alle Werke von Strassenmaid

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