Interview mit ELIOT the SUPER

ELIOT ist Künstler, Musiker und Kurator. Er zählt zu den Pionieren der deutschen HipHop Bewegung. Sein großes Interesse an alltäglichen Gebrauchsgegenständen, Massenmedien, Skurrilität und insbesondere Junk Food ist Inhalt seiner Arbeiten.  Im Stil der Pop Art kombiniert ELIOT die roughness seiner Graffiti Vergangenheit mit Stencil, Stickerei und Siebdruck. Wir haben den Münchner Künstler zum Interview getroffen.


Urbanshit Gallery: Du bist nicht nur Künstler, sondern auch Musiker und Kurator. Wie bist bist du zu dem gekommen was Du machst?

ELIOT: Ich bin halt ‘ne Rampensau (lacht). Nein, im Ernst, irgendwie steckt das sehr tief und seit ich denken kann in mir drin. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mich dazu entscheiden musste. Das bin schon immer ich. Meine Familie hat Eigenständigkeit, Selbstbewusstsein und kreativen Ausdruck auch immer stark gefördert. Darüber bin ich sehr dankbar. Meine Eltern haben viel Blödsinn aushalten müssen, aber trotzdem zu mir gehalten und sich die Zeit genommen meiner Persönlichkeit und Entwicklung Raum zu geben. Ich wurde nicht gezwungen mich anzupassen, sondern ermutigt, mich selbst zu finden um mir meinen Platz zu schaffen.

Ich komm vom bayrischen Dorf, nähe München. Dort kam ich mit circa 14 Jahren in Kontakt mit Graffiti und HipHop. Mit 15 habe ich meinen ersten Auftrag gemalt, 600 Mark für einen Nachmittag Spaß. Von Graffiti war ich sofort angefixed, weil das 1. schnell gehen muß (ich bin sehr ungeduldig), 2. mit meinen Comic Zeichnungen funktionierte, 3. ein Abenteuerspielplatz war, 4. als Teenager bei den Mädels gut ankam und es 5. niemanden gab, der mir sagen konnte, das musst du erst studieren oder eine Lehre machen. Sehr schnell kam auch 6., regelmäßig Geld damit verdienen, dazu. Sign me up!

Seit ich 15 Jahre bin habe ich also die Erfahrung gemacht, dass ich, mit entsprechendem Engagement, ganz Ich sein und damit sogar mein eigenes Geld verdienen kann. Es entstanden ein eigenes Comic Album, Titelcover auf Graff-Fancine, Platten, Bühne, Touren, Animationsfilm und Games, alles geht. Vom Taschengeld für das Bemalen von T-Shirts auf dem Schulhof über leitende Positionen bei Games, Multimedia und Film, bis Beatbox Urgestein auf der Bühne. Ganz nach dem Motto: „Mach dir die Welt wie sie dir gefällt“.

Wer Deine Arbeit intensiver verfolgt, der weiß, wie produktiv du im Atelier bist. Liegt der Fokus Deiner Arbeit heute auf der Kunst?

Ich bin hauptberuflich freischaffender Künstler. Mit Fokus auf Kunst bin ich (neben der Organisation meiner eigenen Kreationen, mit Online-Shop, mehreren Galerien und Messen) auch treibender Initiator einer Zwischennutzung für 6 Ateliers (Fraunberg-Ateliers) und einer Galerie (Munich Art Gallery). Dazu bin ich Mitorganisator mehrerer Ausstellungsprojekte und Streamings. Dann kümmere ich mich pro Jahr um zwei PraktikantInnen der FOS über je einige Wochen und meine Assistentin. Außerdem bin ich verheiratet (no Kids).

Früher habe ich viel mehr Unterschiedliches noch parallel gemacht. Aber da war ich jung und on fire! Da habe ich zwischen Juli/August einfach nur jede zweite Nacht geschlafen. „Better burn out than fade away“! Heute gehe ich schon erwachsener mit meiner Zeit um. 2008 Habe ich mich entschieden wieder zu meinem Ursprung zurückzukehren und mich Fulltime auf bildende Kunst zu fokussiert: „Or die trying“.

Genaugenommen ist freischaffender Künstler der einzige Beruf, indem ich meine Vorstellungen so kompromisslos umsetzen kann. „One Man Show“  Ich muss auf nichts und niemanden warten oder auf Aufträge hoffen. Wenn was nicht so klappt wie ich will, kann ich an meinen Fähigkeiten arbeiten oder jemanden suchen, der meine Wünsche besser erfüllt als ich selbst. In keinem andern Job kann ich alle meine Fähigkeiten einsetzen und radikal meine Vorstellungen verwirklichen. Hier kommt zusammen: „It´s done when it´s done“, „Lead, follow or get out of the way“, „Survive adapt overcome“, „You got to touch money to make money“ oder auch “you only fail when you stop trying” und „Dreams are made for sleeping“. Außerdem stören (kindliche) Beobachtung und Experimente nicht, sie sind in der Kunst unverzichtbar. Da finde ich mich voll und ganz wieder.

Kaum ein anderer Urban Art Künstler ist so stark verwurzelt mit der deutschen Hip-Hop Kultur wie Du und zu Recht wirst Du immer wieder als Pionier der Bewegung in Deutschland bezeichnet. Siehst Du dich und Deine Arbeit nach wie vor als Teil der Hip-Hop Kultur?

Ui, da muss ich nachdenken … Ich war immer schon ich selbst. Daher ist meine Marke, meine Persönlichkeit auch so stark und unabhängig. Als die deutsche HipHop-Szene Anfang der Nuller Jahre angefangen hat sich immer populärer durch „Wer hat den größten“ zu definieren und mit „Gangster-Attitude“ im Mainstream ankam, empfand ich auch meine Auftritte zunehmend ungemütlich. Der Spaß war für mich raus. Vielleicht wurde ich aber auch einfach zu alt. Pop-Musik ist jung wie Leistungssport, spätestens ab 30 bringst du dich irgendwie anders ein. Ich hab dann viel mit ganz unterschiedlichen Formationen und MusikerInnen gemacht in jeglicher Richtung. Letztes Jahr habe ich ein Klezmer-Orchester produziert und damit meinen Dad unterstützt.

Als ich 2003 nach Berlin zog habe ich mich daher auch auf Poetry verlegt und in dieser Szene ein paar Jahre mit Beatbox entertained. Damit schließt sich der Kreis, weil Rap der „angry Cousin“ des Poetry Slams ist. Das Internet hat dann dem TV und Print Bedeutung genommen und mit Youtube den Resetknopf gedrückt. Du bist nicht existent, wenn es nicht auf Youtube ist. Zu meinen „glory days“ als Beatboxer hatte ich im Schnitt 120 Auftritte im Jahr – aber nichts davon ist auf Youtube, weil es kein Youtube gab.

Da freu ich mich sehr, wenn sich die Leute noch an meine Beatbox erinnern. Ich hatte viele Momente wo mir Menschen erzählen, wie sie das erste Mal auf Party gingen und ich auf der Bühne stand. Auch erinnern sich öfters Eltern, deren Kindern ich einen Workshop gebe, an die alten Zeiten.
Auch durch die Nennung in der „official History of human beatbox“ und dem „Beatbox Eliot Drumkit“ auf Native Instruments bin ich sowas wie „unsterblich“ in jedem Studio der Welt vertreten.

Ich würde mich und meine Kollegen damals als „Produzenten-Generation“ bezeichnen. Das heißt, wenn du Party wolltest, also Graffiti, Rap, Breakdance, Turntableism und Beatbox musstest du dich selbst drum kümmern. Wir haben die Jams organisiert, dazu gemalt, gerappt und getanzt. Jeder konnte irgendwas und alle drauf los.

Es gab auch noch wenig Qualitätskontrolle, weil kein Internet und nur fünf Programme im TV mit Musikantenstadl und Wetten das. Das war also damals noch ganz unbeschwert aus dem Bedürfnis heraus was Neues, was Eigenes zu machen, was es noch nicht gab. Da war noch kein Geld drin, es kam vom Herzen und war nicht reguliert. Aber das werden die Kids in 25 Jahren über TikTok Videos auch sagen schätze ich. So hat jede Generation ihr Ding. $GME Diamond Hands anyone ? : )

Ja, Ich hatte Anteil an der Entstehung einer anfänglichen HipHop Szene in Deutschland, das denke ich schon. Aber ich muss nicht Teil von etwas sein, um geben zu können. Schon gar nicht, wenn sich alles, auch wir selbst, stetig in Veränderung befindet. Ich, mein Publikum, Freundeskreis und meine Wirkungsweise verändern und entwickeln sich stetig. Das ist Leben. Ich definiere mich also eher durch mein Handeln.

… oder hat sich Urban Art schon soweit emanzipiert, dass man von einer ganz eigenen Bewegung sprechen kann?

Wahrscheinlich. HistorikerInnen können das sicher besser beantworten. Wie gesagt, sehe ich mich sehr unabhängig und autonom. „Pop Art“ finde ich bis dato eigentlich am einfachsten, um meinen Arbeiten ein Label zu geben. Das liegt aber eher daran das durch Namen wie Andy Warhol und seiner „Campbell’s Soup Cans“ von 1962 die Bildsprache sehr bekannt ist. Nach heutiger Definition gehöre ich wohl zur „Urban Contemporary Art“. Mit beiden fühle ich mich wohl, also ich verwende selbst die Labels „Urban Art“ und „Pop Art“ um mich zuzuordnen. Meine Sammler finden mich so leichter, kaufen aber dann aus persönlicher Zuneigung zum Werk.

Ich denke dass in den letzten Jahren ganz viel in der Kunst passiert ist. Die Szene wird demokratisiert, trifft auf ein immer jüngeres Publikum und muss sich nicht mehr so elitär, intellektuell und ernst geben. KunstkäuferInnen stehen für eine neue Individualität. Das finde ich sehr gut, wenn Kunst erreichbarer wird (Vielseitigkeit, Shows und Preise) und wieder stark nach gefallen gekauft wird und zur persönlichen Freude. Kunst first!

Was steckt hinter deinem Künstlernamen „ELIOT the SUPER“?

Eliot ist unspektakulär entstanden als ich 16 Jahre alt war. Ich habe für mein Graffiti/Comic Alias einen Namen gesucht der zeitlos ist und für den deutschsprachigen Raum doch ungewöhnlich – also einen echten Namen. Ich mochte als Kind den Drachen „Elliot“ aus dem Film „Pete’s Dragon“ („Elliot das Schmunzelmonster“) sehr gerne. Das war der erste Spielfilm im Real-Cartoon-Mix. Ich fand, das passt super.

Mit den ersten besseren Graffiti Werken, den ersten Comic Veröffentlichungen und Signierstunden so mit 17/18 Jahren hat sich „ELIOT“ (geschrieben mit einem L und einem T) auch immer stärker als Rufname etabliert. „Super“ ist immer schon ein Feedback was mir zugerufen wird. Meine erste Domain 1996 war dann supereliot.de.

Der Zusatz „theSuper“ kam erst später, ein US Rapper nannte mich in seinem Text „Eliot the Beatbox“. „theSuper“ fand ich für Kunst super.

Wer dich schon mal auf einer Kunstmesse oder auf einer Vernissage live erlebt hat, der weiß, dass Du Deine Kunst auch selbst präsentierst. Neuerdings berichtest Du auf Deinem Youtube Channel auch direkt aus dem Atelier. Ist das Teil eines „Self-Representing Artists“, wie Du Dich selbst manchmal nennst?

Ich bin das Einhorn! Als „self-representing Artist“ nutze ich alle Möglichkeiten mich und meine Arbeit möglichst optimal zu präsentieren. Ich handele also eigenverantwortlich, um meine Marke aufzubauen ohne mich nur auf eine Galerie zu verlassen. Gerade am Anfang ist es auch schwer überhaupt eine Galerie Vertretung als Nobody zu finden. Das ist mir heute auch nur noch aus dem klassisch-akademischem Weg bekannt, also von der Akademie raus, direkt in eine Galerie-Vertretung (was noch lange nicht Existenzsicherung bedeutet).

Meine Position mit Neon-Farben und Junkfood hat auch keiner der Instanzen am Anfang ernst genommen. Was nicht weiter verwundert, praktisch alle legendären KünstlerInnen und MusikerInnen teilen eine Geschichte der anfänglichen Ablehnung und anschließender Verehrung. Das heißt alle eigenständigen Positionen etablieren sich erst mit der Zeit. Das macht auch Sinn, weil etwas Ungewohntes, Neues erst wirken muss. Mit der Zeit und durch mutige EntdeckerInnen wird das Potenzial dann zunehmend Salonfähig.

Viele glauben zwar heute ein Werk wie das Neon Softeis ja „easy“ zum Verkaufen ist. Vergessen wird dabei aber die Arbeit und Zeit dahinter, bis sich sowas überhaupt durchsetzt. Heißt auch: kontinuierlich liefern, sowas wie ein „One-Hit-Wonder“ gibt es in der Kunst nicht. Ungeduldig wie ich bin, habe ich mich also nicht auf andere verlassen wollen, sondern kümmere mich konsequent selbst und baue mir stetig ein Publikum und Partnerschaften (KollegInnen, Projekte, Galerien) auf.

Dank Internet, Social Media und Kunst-Messen geht das heute gut. Unter manchen KollegInnen existiert zwar immer noch die romantische Hoffnung „eine Galerie soll/wird das alles für mich Regeln“. Aber alle die ich kenne, die erfolgreich freischaffende, fulltime KünstlerInnen sind, haben selbst ihr Marketing übernommen oder das zumindest am Anfang getan.

Wenn man die Gegebenheit akzeptiert, dass eine starke individuelle Position immer eine Wiedererkennung und somit Marke kreiert und dadurch der Name (Marke) wiederum mit Popularität aufgeladen wird und das alles sich gegenseitig verstärkt, ist es eigentlich verständlich, wie wichtig es ist in der Entscheidungskette die #1 zu sein. Sich also seine Unabhängigkeit finanziell, zeitlich und im Ausdruck zu erhalten.

Anfänglich kann man sich am besten selbst positionieren und dann auch später die richtigen Partner für weitere Verkaufskanäle und Organisationen wählen. So ist die „Urbanshit Gallery“ eine der ersten gewesen mit denen ich zusammen arbeite. Da wusste ich ja allein beim Namen schon das wir uns super verstehen. (lacht)

Wie wichtig es ist, autonom zu sein, zeigt auch die Corona-Krise gerade. Galerien, Messen und Ausstellungen sind schon lange nicht wirklich geöffnet und viele KünstlerInnen ohne eigene Vertriebswege geraten immer mehr in existenzielle Notlage. Das wird sich auch später noch zeigen, wenn die wenigen Galerien, die den Stresstest überstehen, dann aus einer Masse an frei gewordenen KünstlerInnen wählen können.

Mir persönlich macht es auch immer sehr viel um den Spaß Eigenverantwortung zu übernehmen und die eigene Nische aufzubauen. Kunst = Kommunikation.

Die Motive Deiner Werke sind oftmals ganz alltägliche Gebrauchsgegenständen und gerne auch Junk Food. Wodurch lässt Du Dich bei deinen Werken inspirieren?

Im Vordergrund stand in meinen Motiven immer eine „Sachlichkeit“. Das Stillleben. Aus der Beobachtung von Mustern, Einfachheit, Ordnung und Organisation an „Dingen“ kann ich für mich viel Inspiration erfahren. Dabei sind manche ästhetische Anmutung, Design und Funktionalität so sinnvoll und alltäglich, dass wir diese oft nicht mehr bemerken.

„Form follows function“ aber auch Optik vor Funktion beim Essen. Das ist doch Faszinierend, oder?

Manche „Dinge“, wenn man sie wie ich „ikonisiert“, werden plötzlich sehr bewusst wahrgenommen. Ich ändere den Blickwinkel, die Perspektive für den Betrachter und amplifiziere dann noch weiter, indem ich meine Farbpalette stark einschränke und die Betonung auf Neon-Farben setze. Meine Drips sind dann das i-Tüpfelchen.

Das ist wie gute Musik, im Zusammenspiel tut sich was beim Betrachter. Eine innere Berührung, eine Erinnerung, ein Gefühl oder einfach nur „SUPER!“. Dazu ist meine Message unkompliziert einfach: „PARTY!“.

Mir macht meine Arbeit an diesen Motiven auch unfassbar viel Spaß. Ich könnte den ganzen Tag lachen und im Atelier rocken meine Assistentin und ich zur Mukke beim Arbeiten. Da passiert einfach viel positive Energie. „HAPPY!“.

Wie oft im Leben erkennt man dann die Begehrlichkeit erst, wenn man darauf hingewiesen wird. Ich bekomme immer wieder E-Mails die auch Jahre später ein „Danke“ vermitteln, z.B. für jeden Morgen „gute Laune“ nach dem ersten Blick auf eins meiner Motive. Einmal erhielt ich aus den USA eine Mail, in der mir eine genesene Krebspatientin dankt, dass ihr auch mein „IceCone“ Bild durch schwere Zeiten und Depression geholfen hat. Das berührt mich sehr.

Es ist wie ein Austausch bei einem guten Konzert, die Band ist nur so gut wie ihr Publikum. Wir haben alle einfach Freude an positiven Motiven, den Erinnerungen die diese vielleicht hervorrufen und den fröhlichen Farben. „Gefälligkeit“ muss nicht „Banal“ sein und das Gefühl der Freude ist (zeitlos) „leider Geil“.

Dich als Stencil Artist zu bezeichnen würde Deiner Arbeit nicht gerecht werden. Du benutzt viele verschiedene Techniken, wie Stickerei, Siebdruck oder Kunstharz in Deinen Werken. Womit arbeitest Du aktuell am meisten oder experimentierst Du gerade sogar mit ganz neuen Techniken?

Ich verwende primär die Stencil Technik. Vor allem bei Editionen und auf Papier. Immer öfter arbeite ich aber auch mit Acrylfarbe, Pinsel bzw. Spachtel-Messer für die Hintergründe meiner Einzelstücke. Als farblichen Akzent fasziniert mich der bewusst provozierte Zufall oder bei einer Szenerie das Verhalten der Farbe und Sichtbarkeit der Arbeit am Material, der sogenannte „Strich“. Dabei ist das Hauptmotiv aber immer noch gesprüht mit Schablone. Dadurch bekomme ich auch eine Tiefe, also mehrere Ebenen, obwohl meine Motive oft eine „flache“ Anmutung haben, ich bevorzuge „plakativ“.

So entwickele ich meine Bildsprache immer weiter, vor allem bei den Einzelstücken. Das Resin, zu Deutsch Kunstharz, ist eine Veredelung und betont meine „crazy colours“ Also Glitter und Crackles, Gold, Silber, Glow in the Dark, Neon etc. Da gibt’s nochmal eine weitere Ebene on Top, mehr Kontrast und fast schon eine Bewegung im Bild. Außerdem passt das Material mit seiner extrem glänzenden und glatten Oberfläche super zu meinen poppigen Motiven. Leider kann man das Fotografisch nicht so gut festhalten, das muss man erleben.

Meine Stickerei ist auch so ein Spiel in der Kombination traditioneller Techniken mit zeitgenössischen, poppigen Motiven und auffälligen Farben. Allerdings auch sehr Zeitaufwändig so, dass ich weniger produzieren kann. Auch, wenn ich meine Bilder genau im Vorfeld plane ist bei der Umsetzung Spontanität sehr wichtig. Da wechsle ich die Farbe oder mir kommt eine Idee, woran ich zuvor nicht gedacht habe. Das ergibt einen Prozess, den „Flow“ wenn ich am Arbeiten bin.

Dazu gehört auch dem Zufall immer wieder seine Möglichkeit geben. Deshalb will ich auch nicht abgeben, also zum Beispiel das Sticken extern in Auftrag geben. Alles zu seiner Zeit also. Das spiegelt sich dann aber auch in Verfügbarkeit und Preis wieder.

Deine Arbeiten sind jedes Jahr in zahlreichen Ausstellungen, Kunstmessen und Galerien weltweit zu sehen. Arbeitet Du neben dem Atelier und in der Galerie auch weiterhin im öffentlichen Raum?

Mit meinen Kollegen Fabian Gaterman und Peintre X haben wir die „Art Schnitzel“ entwickelt. Da gibt es eine Woche lang Kunst-Aktionen im öffentlichen Raum. Dazu gibt es auch eine Ausstellung. Primär werden Kunstwerke verteilt, nicht nur Drucke, sondern auch echte Originale. Nach Ablage werden Hinweise auf den Ort über Instagram geteilt. Der- oder Diejenige der/die das Bild findet darf es behalten und wird gebeten dafür an eine soziale Organisation zu Spenden.

Wir kuratieren die KünstlerInnen und organisieren den Ablauf, also auch Presse und so weiter. Damit wollen wir Kunst zugänglich, die Künstler bekannt machen und eine Interaktion ermöglichen, sowohl in der digital-real-Welt, als auch KünstlerIn-BetrachterIn. Das Ganze noch mit den Gedanken der Wertschätzung verknüpft, also durch eine Spende etwas Gutes zu tun.

Für mich ist das auch wieder Kontrolle, was mit meinem Werk passiert. Denn mittlerweile werden Bilder im öffentlichen Raum einfach „geklaut“ und im worst case sogar auf Ebay verscherbelt. Auch werden Arbeiten und Murals immer öfter instrumentalisiert, vermarktet, um damit Projekte, Wohnungen und ganze Viertel zu hypen. Siehe dazu auch Blu, der seine Malerei in Berlin aus diesem Grund hat schwärzen lassen. Die Unschuld ist verloren. Das ist nun mal der Lauf der Zeit.

„Art Schnitzel“ nimmt sich die Kontrolle zurück, macht die Aktion zu einem offiziellen Happening und sorgt für nachhaltige Sichtbarkeit der beteiligten KünstlerInnen. Das hat im Sommer letzten Jahres in München einen riesigen Erfolg gehabt und ein mega Presse-Echo zur Folge. Urbanshit-Blog hatte auch darüber berichtet. Es wurden über 300 Kunstwerke von über 30 KünstlerInnen in 7 Tagen verteilt. Fabian und Peintre X wollen das Konzept jetzt auch in andere Städte tragen.

Verrätst Du uns eine Sache, an der Du gerade arbeitest und über die Du dich schon freust sie bald der Öffentlichkeit zu präsentieren? Ein neues Kunstwerk, eine neue Technik oder Ausstellung vielleicht?

Gerne. Ich habe die Entschleunigung durch Corona auch für Experimente genutzt. Es sind interessante skulpturale Ansätze entstanden, die ich so noch keiner großen Öffentlichkeit zeigen konnte und daher auch noch kein Feedback habe. Das finde ich spannend. Darunter sind Arbeiten aus Holzlatten, „Demo“-Schriften aber auch „Neon Signs“ wie z.b. ein „Hotdog“ oder „fArt“. Auch bereite ich gerade einen „Flash Bolt“, konstruiert nach dem „Goldenen Schnitt“ und gegossen aus Beton, vor.

Ganz besonders freue ich mich auch über meiner erste VR-Gallery zu der ich alle ganz herzlich einlade einen Blick zu werfen unter: https://hub.link/VvF6Ddb
Ohne Anmeldung und kostet nichts. Am Sonntag, 28.2.2021 ab 16 Uhr werde ich mit einem eigenen Avatar persönlich anwesend sein.

Vielen Dank für das Interview.

Alle Werke von ELIOT

Fotocredits: Eliot Porträt © Stefanie Stabno

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